We Care: Der Nachhaltigkeitsstandard für die Lebensmittelbranche

Nachhaltigkeit und unternehmerische Verantwortung entlang der Lieferkette sind in der Lebensmittelbranche von zentraler Bedeutung. Der We-Care-Standard ist eine gute Möglichkeit, dieser Verantwortung gerecht zu werden.

Im Gegensatz zu anderen Standards geht We Care über die einzelnen Produktketten hinaus und betrachtet das Unternehmen als Ganzes. We Care verbessert die Managementsysteme der zertifizierten Unternehmen und ermöglicht es, unterschiedliche Zertifizierungen bei den eigenen Lieferanten anzuerkennen. Mit der unabhängigen Prüfung und Bestätigung der nachhaltigen Arbeitsweise entlang der Lieferkette zeigt die We-Care-Zertifizierung eines Unternehmens, dass es von fachkompetenter Seite auf die Umsetzung anspruchsvoller Nachhaltigkeitskriterien geprüft wurde. Zudem kann die Zertifizierung einen Beitrag zum Risikomanagement in der nationalen und internationalen Diskussion um Verantwortung und Gerechtigkeit in den immer internationaler gestalteten Lieferketten leisten.

Ziele und Zielgruppe des We-Care-Standards

We Care richtet sich an Unternehmen der Lebensmittelwirtschaft, die ein ganzheitliches Nachhaltigkeitsmanagementsystem implementieren möchten. Dabei spielt es keine Rolle, ob sie Lebensmittel importieren, verarbeiten oder herstellen oder ob sie ihre Rohwaren oder Fertigprodukte als Groß- oder Einzelhändler vertreiben. Der Standard spricht Bio-Unternehmen und auch konventionelle Unternehmen an. Wichtig ist, dass die Unternehmen ein wirkliches Interesse daran haben, ein ganzheitliches Nachhaltigkeitsmanagement zu etablieren.

Der Standard hat grundlegende Ziele wie die Einführung eines einheitlichen Bewertungssystems, die unabhängige Prüfung und Bestätigung der nachhaltigen Arbeitsweise sowie die Zertifizierung des Managementsystems. Durch die Einbeziehung vorhandener Umwelt- und Sozialzertifizierungen und die Schaffung eines integrierten Systems können Unternehmen ihre Nachhaltigkeitsstandards verbessern.

We Care sieht ein Basis- und ein höheres Level vor. Hat ein Lebensmittelunternehmen die Zertifizierung auf Basis-Level bestanden, darf es darauf in seiner Unternehmenskommunikation Bezug nehmen. Die Produkte selbst dürfen erst im höheren Level gelabelt werden.

Die Sicherstellung der Glaubwürdigkeit und Transparenz entlang der Lieferkette ermöglicht eine effektive Unternehmenskommunikation. Das Ziel besteht darin, ein kommunizierbares Unternehmensnachhaltigkeitssiegel zu schaffen, das Verbraucherinnen und Verbrauchern Transparenz bietet, da das Unternehmen als Ganzes umfassende Nachhaltigkeitsanforderungen erfüllt.

We Care: Ökologische und Soziale Kriterien

Der Standard umfasst 164 ökologische und soziale Kriterien in den Handlungsfeldern

• Unternehmensführung,
• Lieferkettenmanagement,
• Umweltmanagement und
• Mitarbeiterverantwortung.

Unternehmensführung

Im Handlungsfeld Unternehmensführung geht es darum, herauszufinden, wie Nachhaltigkeit im Unternehmen organisiert ist und inwiefern es klare Richtlinien und Prozesse gibt, die sicherstellen, dass Nachhaltigkeit in der Unternehmenskultur und den internen Prozessen verankert ist. Dazu beleuchtet der Standard folgende Themen:

• Unternehmensgrundsätzen
• Berücksichtigung von Anspruchsgruppen
• Wesentlichkeitsanalyse
• Prozessintegration
• Notfall- und Krisenmanagement
• Unternehmensziele und Planung
• Sortimentspolitik und Produktentwicklung
• Mitarbeitendenqualifikation
• Interne Audits
• Managementbewertung
• Compliance
• Umgang mit Beschwerden
• Unternehmenskommunikation

Lieferkettenmanagement

Besonderer Fokus liegt auf dem Handlungsfeld Lieferkettenmanagement, das Unternehmen dazu verpflichtet, ihre Verantwortung entlang der Lieferkette aktiv zu gestalten und zu dokumentieren. So müssen zertifizierte Unternehmen beispielsweise Sofortmaßnahmen ergreifen, wenn in der Lieferkette Sozial-, Umwelt- oder Tierwohlstandards verletzt werden. Außerdem müssen sie nachweisen, dass sie langfristig und partnerschaftlich mit ihren Lieferanten zusammenarbeiten und auskömmliche Preise für Rohwaren zahlen. We Care fragt dazu folgende Themen: 

• Grundsätzliche Nachhaltigkeitsanforderungen im Lieferkettenmanagement
• Vertragsgestaltung und faire Partnerschaften
• Soziale Risiken in der Lieferkette
• Umweltrisiken in der Lieferkette
• Tierwohlrisiken in der Lieferkette
• Lieferantenbestätigung zur Einhaltung von
  Nachhaltigkeitsstandards
• Lieferantenfreigabe, Lieferantenmanagement und Lieferanteentwicklung
• Operative Beschaffung

Umweltmanagement

Ein weitere großer Themenkomplex dreht sich um den Schutz natürlicher Ressourcen und dem Umweltmanagement. Im Fokus stehen vor allem auf die folgenden Handlungsfelder:

• Umweltauswirkungen und Umweltkriterien
• Energiemanagement
• Klimaschutz
• Abfallmanagement
• Wassermanagement
• Bodenmanagement
• Biodiversität
• Tierwohl
• Schutz der umgebenen Umwelt
• Umgang mit Chemikalien/Gefahrstoffe
• Liegenschaften/Gebäudeausstattung/
  Technik/Investitionen
• Mitarbeitermobilität
• Logistik

Mitarbeitendenverantwortung

Im Handlungsfeld der Mitarbeitendenverantwortung geht es darum, sicherzustellen, dass die Mitarbeitenden von Anfang an beim Thema Nachhaltigkeit mitgedacht werden und Sozial- und Arbeitsstandards im eigenen Betrieb eingehalten werden. Dabei stehen vor allem die folgenden Themen im Mittelpunkt:

• Mitarbeitendenthemen in Unternehmensgrundsätzen und Wesentlichkeitsanalyse
• Arbeitsverträge und Beschäftigungsbedingungen
• Entlohnungen und Sozialleistungen
• Arbeitszeiten
• Mitarbeitendenentwicklungen, Weiterbildung und Ausbildung
• Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz
• Gleichberechtigung und Vermeidung von Diskriminierung
• Disziplinarische Praktiken
• Vereinigungsfreiheit und Recht auf Kollektivverhandlungen
• Ausschluss von Kinder- und Zwangsarbeit
• Führungs- und Unternehmenskultur

Anwendung des We-Care-Standards in der Praxis

Der We-Care-Standard ist ein wichtiger Leitfaden für Unternehmen, um ihre soziale Verantwortung zu übernehmen und nachhaltige Maßnahmen umzusetzen. In der Praxis bedeutet dies, dass jährlich interne Audits durchgeführt werden, um den aktuellen Stand der Umsetzung des Standards zu überprüfen und kritisch zu bewerten, wo es Verbesserungspotenzial gibt. Diese Audits dienen dazu, Schwachstellen aufzudecken und Maßnahmen zu entwickeln, um diese zu beheben.

Zusätzlich zum internen Audit wird alle drei Jahre ein externes Audit durchgeführt, um sicherzustellen, dass das Unternehmen den We-Care-Standard weiterhin erfüllt. In den Zwischenjahren finden Zwischenaudits statt, um sicherzustellen, dass das Unternehmen kontinuierlich an der Umsetzung des Standards arbeitet und seine Verantwortung ernst nimmt.

Die Maßnahmen, die aufgrund der Audits festgelegt werden, reichen von der Verbesserung der Arbeitsbedingungen und -sicherheit über die Förderung der Vielfalt und Inklusion bis hin zur Reduzierung des ökologischen Fußabdrucks und der Unterstützung lokaler Gemeinschaften. Unternehmen, die den We-Care-Standard umsetzen, zeigen damit ihr Engagement für Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung und tragen dazu bei, eine bessere Zukunft für alle zu schaffen.

We Care und das Lieferkettensorgfalts-pflichtengesetz

Der We-Care-Standard bietet Unternehmen eine umfassende Möglichkeit, ihre Lieferkette in Bezug auf Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung zu managen. In Anbetracht des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes können Unternehmen vom We Care Standard profitieren, da die Anforderungen des Gesetzes grundsätzlich durch den Standard abgedeckt sind. Unternehmen, die noch nicht vom Gesetz betroffen sind, können mit We Care einen Einstieg in das Thema Nachhaltigkeit in der Lieferkette finden und gleichzeitig die Anforderungen des Gesetzes erfüllen. Dabei haben Unternehmen bei der Umsetzung und Einhaltung der We-Care-Vorgaben genauso viele Freiheiten wie bei der Umsetzung des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes. So ist der We-Care-Standard eine hervorragende Wahl für Unternehmen, die ihre Lieferketten in Bezug auf Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung verbessern möchten.

Fazit

Insgesamt ist der We Care-Standard ein wichtiger Schritt in Richtung einer nachhaltigeren und faireren Lebensmittelbranche. Mit seiner Betonung auf sozialen und ökologischen Aspekten entlang der Lieferkette sowie der Möglichkeit, unterschiedliche Zertifizierungen anzuerkennen, geht er über andere Standards hinaus. Teilnehmende Unternehmen wie Barnhouse Naturprodukte, Lebensbaum und die Bohlsener Mühle setzen ein starkes Zeichen für eine nachhaltige und verantwortungsvolle Lebensmittelproduktion. Auch Handelsunternehmen wie Alnatura und Peter Riegel Weinimport tragen dazu bei, dass We Care zu einem akzeptierten Standard in der Lebensmittelbranche wird.

We Care ist ein recht junger Standard und daher noch wenig bekannt, was die Möglichkeiten der Verwendung des Siegels in der Öffentlichkeitsarbeit einschränkt. Zudem ist er mit viel Aufwand verbunden, was jedoch auch gut ist, da der Standard darauf abzielt, das Kerngeschäft nachhaltig zu gestalten.

Trotz der Einschränkungen lohnt es sich für Unternehmen, sich nach We Care zertifizieren zu lassen, da es ein toller Standard ist, um das Unternehmen ganzheitlich nachhaltig aufzustellen. Er hilft, die Lieferketten transparenter zu gestalten und soziale und ökologische Aspekte entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu berücksichtigen. Außerdem können Unternehmen mit dem We-Care-Siegel ihre Nachhaltigkeitsleistungen nach außen kommunizieren und sich von Mitbewerbern abheben. Die Teilnahme an We Care kann somit nicht nur zur Verbesserung der eigenen Nachhaltigkeitsbilanz beitragen, sondern auch ein wichtiger Schritt hin zu einer nachhaltigeren und faireren Lebensmittelbranche sein.

Hier findet ihr weitere Informationen zum We-Care-Standard.

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